Dienstag, 7. März 2006

Gefangener hinter Glas

Er beginnt zu leben
Dort, wo sie auf seinem Bildschirm lebt.
Die perfekte Blume,
geschaffen von ihm selbst in seinem eigenen Herzen.
Die eine,
die ihn nicht mit ihren Dornen verletzen kann.
Er wäscht das Blut von seinen Händen
mit dem Tau auf ihren Blütenblättern.
Gefährliche Medizin für seine kaum halb verheilten Wunden.

Verzweifelt umfängt er die Gefahr
Ihr warmer, weicher Körper, heiße Küsse
Gemalt auf Glas.

Ein Goldsucher, irrsinnig durch Einsamkeit,
Gierig nach dem Gold ihres Haares.
Während die sanfte Berührung ihrer Finger
nur Buchstaben erzeugt.

Worte wie Honigtropfen
sind bitteres Manna für seine hungrige Seele.
Sie bohren sich in sein Herz wie vergiftete Dolche.
Bis er Erlösung sucht, eintaucht in den ruhigen See ihrer Augen,
Insgeheim wünscht, darin zu ertrinken, wenn sie sie schließt,
Um nie mehr weg zu müssen.

Beharrlich folgt er dem unmöglichen, verbotenen Weg zu ihrem Herzen,
In der trügerischen Sicherheit, eines Tages dort zu leben.

Er legt sein Schicksal in diese zarten Hände
Damit berechenbares Leid all die anderen überdeckt.
Der willkommene Schmerz
beweist ihm, dass er lebt.

© ~ Neila ~ S. R. 2005

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